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Le jardin de Noriko
 
'Silver fish', LE JARDIN DE NORIKO 2019 © Isa Marcelli
 

Isa Marcelli »

 

Le jardin de Noriko

 
4. April bis 12. Juni 2020
 
 

Johanna Breede PHOTOKUNST

Fasanenstr. 69, 10719 Berlin
T +49 (0)30-889 13 590

www.johanna-breede.com
www.facebook.com/Johanna-Breede
Di-Fr 11-18 Uhr + n.V.

Johanna Breede PHOTOKUNST
 
 
Le jardin de Noriko
 
'Garden in spring', LE JARDIN DE NORIKO 2018 © Isa Marcelli
 
 
Anfang und Ende liegen im Garten. Von hier – aus dem Schatten pittoresker Bäume oder von der Stille des winzigen Weihers – von hier ging einst unser Leben aus; und hierher wird es zurückkehren. So zumindest wollen es die alten Geschichten; Legende vom Avalon oder von Eden, vom Grün der Hespheriden oder dem weit entfernten Paradies: "Da pflanzte Gott, der Herr, in Eden, im Osten, einen Garten", heißt es gleich zu Beginn der Genesis. Und in der 47 Sure des Korans wird dieser ausgeschmückt: "Bäche mit Wasser, das nicht faul ist", soll es da geben. "Andere mit Milch, die unverändert schmeckt, andere mit Wein, den zu trinken ein Genuss ist, und wieder andere mit geläutertem Honig".
 
 
Le jardin de Noriko
 
'The tea house 2', LE JARDIN DE NORIKO 2017 © Isa Marcelli
 
 
In diesem Garten also ist alles da: Fülle und Schönheit im Übermaß, dazu Frieden, Liebreiz, Harmonie. Was draußen oft wild und unbeherrscht scheint, das ist hier in kosmische Ordnung gegossen. Und auch, wenn dieser Garten vielleicht verstellt und verschollen ist, er bleibt Versprechen und menschliche Sehnsucht: Jenseits von Cherubinen und morschen Zäunen wird sich dereinst die verwunschene Welt eröffnen. Wie ehedem in den alten Klostergärten wird sie uns auf eine wohlgeformte Ordnung verweisen – auf das Göttliche in einer in sich geschlossenen Wirklichkeit.

Es ist genau diese nahezu archetypische Sehnsucht, die die 1958 in Algerien geborene und heute in Frankreich lebende Photographin Isa Marcelli mit ihrer aktuellen Ausstellung "Le jardin de Noriko" zeigt. Marcellis Eden indes liegt nicht eingebettet zwischen Euphrat und Tigris und auch nicht weltentrückt im siebten Himmel. Der "Garten von Noriko" ist ein irdischer Fleck, gelegen in Bourron-Marlotte, dem aktuellen Wohnort der Photographin, am Eingang zum Wald von Fontainebleau. Einst hat die legendäre Schule von Barbizon von hier ihren Ausgang genommen, die Kunst des en plein air, das Lichtzittern der Impressionisten.
 
 
Le jardin de Noriko
 
'Tea bowl', 2018 © Isa Marcelli
 
 
Man merkt es Isa Marcellis rund 40 Photographien an: Bis in die feinste Körnung hinein hat hier der im 19. Jahrhundert aufkommende Wunsch nach Natur und Ursprung Modell gestanden. Zwar bildet "Le jardin de Noriko" rein oberflächlich betrachtet eine klassisch japanische Gartenanlage ab – ein Mann namens André Quenot soll sie vor gut 30 Jahren angelegt haben – die Art aber, wie Marcelli diesen Garten photographisch inszeniert, wie sie das Licht aus seinen Verstecken herauslockt und die Dinge zu Geheimnissen ordnet, all das ist angelehnt an das poetische Sehen von Fontainebleau; an große Pioniere wie Charles Nègre, Constant Famin oder Gustave Le Gray.

Und auch formal sind die zwischen 2017 und 2019 entstandenen Aufnahmen als Hommage an eine längst vergangene Epoche zu lesen. Egal ob Cyanotypie, Collodion, Gummidruck oder Lithprint: immer wieder treibt die heute 62-jährige Photokünstlerin Experimente mit Materialien und Prozessen, die sich quer zur digitalen Gegenwart stellen. Mit elegischem, zuweilen auch melancholischem Blick ist Isa Marcelli mit "Le jardin de Noriko" eine Werkgruppe gelungen, mit der der Betrachter weit zurück in die Zeit reisen kann – zurück zu jenem geheimnisvollen Garten, der am Anfang all unserer Sehnsucht steht.

Ralf Hanselle
 
 
Le jardin de Noriko
 
'Allium', LE JARDIN DE NORIKO 2019 © Isa Marcelli
 
 
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