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Cao Guimarães: Limbo, 2011, Video still, Video Digital HD 17 Min.

Cao Guimarães »

Exhibition: 7 Sep – 15 Nov 2013

Fri 6 Sep 19:30

Galerie Anita Beckers

Braubachstr. 9
60311 Frankfurt (Main)

+49 (0)69-92101972


www.galerie-beckers.de

Tue-Fri 11-18, Sat 12-17

Cao Guimarães · »Da janela do meu quarto« · 2004 © Cao Guimarães

Cao Guimarães

Dokumentarfilm ist ein fest etablierter Teil von Diskurs und Praxis zeitgenössischer visueller Kunst. Folglich kann auch Cao Guimarães konzeptueller Ansatz so verstanden werden. Jene Prinzipien, die später so charakteristisch für seine künstlerische Arbeit werden, tauchen bereits in seinen frühen sinnbildlichen Fotoserien 'Gambiarra' (2001-2012) auf. Darin katalogisiert er, wie wir mit einfallsreichen, oft praktischen Improvisationen, unser Alltagsleben meistern; beispielsweise das Umfunktionieren einer einfachen Büroklammer in eine behelfsmäßige Büstenhalterbefestigung. Ähnlich handeln alle weiteren neun Filme der Ausstellung vom 'Anderen', auch, wenn dieses 'Andere' nur durch Guimarães' Gesten, Spuren, Erinnerungen und durch seine Abwesenheit erahnt werden kann. Diese Vorgehensweise ist typisch für den sich vorwiegend mit Alltagsobjekten und - situationen beschäftigenden Künstler, in dessen Arbeit eine humane Präsenz nur indirekt geschlussfolgert werden kann.

'Sin Peso', Schwerelos, (2006) spielt in Mexiko-Stadt, wo die so typisch bunten Wolldecken der Straßenverkäufer zum Leben erwachen und kurzzeitig von der sie umgebenden Realität losbrechen, nur, um durch die rauen Rufe der Händler wieder eingefangen zu werden. Guimarães fängt die individuellen Bilder allein durch die Beobachtung mit seiner Videokamera ein, die für lange Einstellungen eigens dazu auf einem Stativ befestigt wurde. Anschließend arrangiert er die Bilder wie in einem Fotoalbum. Auf diese Weise verfasst er fiktionale Erzählungen, die ohne die typischen Effekte vom Mainstream Kino auskommen und sich spielerisch von ihrem eigenen Wesen entfernen.

'Limbo' (2011) handelt von der Unberechenbarkeit und der Banalität des Realen, und auch hier stellt der Künstler einen direkten Dialog mit dem Medium Fotografie her. In diesem Film verändern sich die Bilder progressiv und nehmen eine sonderbare Subjektivität bis hin zu einer nahezu halluzinatorischen Qualität an, die letztendlich alle Abgrenzungen auflöst. 'Limbo' ist weniger eine obsessive oder vollständige als eine affektive und fiktive Sammlung von Bildern und verbreitet eine traumhafte, einsame und melancholische Stimmung.

Cao’s Wahl einfacher Themen lässt eine Ablehnung von Intellektualisierung vermuten, seine Strategie suggeriert jedoch das Gegenteil. Der Künstler scheint zu untersuchen, wie wir mit spezifischen Arten des Sehens und Fühlens verbunden sind, indem er die den Dingen innewohnende Lyrik entlockt. Der Künstler selbst spricht von 'einer Art gefilmtem Tagebuch' oder einer 'kleinen solitären Übung zur Beobachtung der Welt', um eine 'natürliche Vergrößerung der Ausdrucks- möglichkeiten' auszuloten. Seine treffende Beobachtung von Realität, jener Realität, die immer von einer Unsicherheit erfüllt ist und vom Zufall inspiriert scheint, zeigt eine sowohl poetische als auch spielerische Seite aller Dinge. Eine Begabung, die letztendlich als prägendes Merkmal der brasilianischen Kultur selbst gesehen werden kann.

In der Ausstellung werden eine Auswahl der neuesten Arbeiten von Cao Guimarães gezeigt, die bereits im Frühjahr in seiner Retrospektive in ITAU CULTURAL in Sao Paulo zu sehen waren. Brasilien ist das Gastland der Frankfurter Buchmesse in diesem Jahr. In Anlehnung an dieses Ereignis widmen wir diesem großartigen brasilianischen Künstler eine Ausstellung.

Cao Guimarães wurde 1965 in Belo Horizonte (BR) geboren und ist einer der erfolgreichsten Videokünstler Brasiliens. Seit den 1980er Jahren wurden seine Arbeiten, die Film, Video, Installationen und Fotografie umfassen, in zahlreichen Museen, Ausstellungen und Filmfestivals wie beispielsweise Tate Modern, London (GB), Guggenheim Museum, New York (USA), CAB, Centro de Arte de Burgos (E), Frankfurter Kunstverein, Frankfurt a. M. (D), Locarno (CH), Sundance (USA) und Cannes (FR) u.v.m. gezeigt. Er war auf der 25. und der 27. Biennale von Sao Paolo (2002 und 2006) vertreten sowie auf der Insite Biennale 2005 in San Diego/ Tijuana. Arbeiten in öffentlichen Sammlungen (Auswahl): Fundation Cartier Pour L'Art Contemporain, Tate Modern, Walker Art Center, Museum of Modern Art, Guggenheim Museum, Museu de Arte Moderna de Sao Paulo, San Francisco Museum of Modern Art, Museo de Arte Thyssen-Bornemisza, Julia Stoschek Collection u.v.m. Cao Guimarães wohnt und arbeitet in Belo Horizonte.