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Tschernobyl - Leben mit einer Tragödie
© Rüdiger Lubricht

Tschernobyl - Leben mit einer Tragödie

Rüdiger Lubricht » Gerd Ludwig »

Exhibition: 18 Sep – 30 Oct 2009

loftgalerie

Friesickestr. 18
13086 Berlin

+49 (0)30-92372325


www.loftgalerie.de

Thu, Fri 14-18 + by app.

Tschernobyl - Leben mit einer Tragödie
© Gerd Ludwig/VISUM

Am 26. April 1986 um 1:23 Uhr nachts explodierte der Block IV des Atomkraftwerks Tschernobyl. In Sekundenbruchteilen stieg die Leistung des Reaktors auf das 500-fache der Nennleistung von 3.000 Megawatt (th). Aus dem Graphit des Reaktors entstand ein vulkanähnlicher, über zehn Tage andauernder Brand. Immense Landflächen wurden radioaktiv verstrahlt und dauerhaft durch die Ablagerung von Spaltprodukten, wie Cäsium-137, Strontium-90 (Halbwertszeit jeweils ca. 30 Jahre) und Plutonium-Isotopen (HWZ 90 - 24.000 Jahre) belastet. Die Luft bis nach Westeuropa war angereichert mit radioaktivem Jod-131. Die bislang nur Experten bekannte Einheit des "Becquerel" (1 Zerfall pro Sekunde) wurde ab sofort zur Kennzeichnung radioaktiver Belastung von Nahrungsmitteln verwendet. Insgesamt wurde die unvorstellbare Menge von 1.0 x 10E19; Becquerel freigesetzt. 10.000 km2 mit einer radioaktiven Belastung über 550.000 Bq/m2 erklärte man zur Sperrzone und Zone strikter Kontrolle. Eine halbe Million Menschen war gezwungen umzusiedeln, davon etwa die Hälfte aus der 30 km-Zone rund um den Reaktor. Die nahegelegene Stadt Pripjat wurde erst nach zwei Tagen evakuiert, obwohl dort die Strahlungsintensität auf mehr als das 10.000-fache des natürlichen Wertes angestiegen war. Insgesamt sind mehr als 10 Millionen Menschen in Belarus, der Ukraine und Russland Opfer der Katastrophe. Besonders stark betroffen waren die 800.000 Arbeiter und Soldaten, Liquidatoren genannt und als "Helden" gefeiert, die, größtenteils ohne genaue Information über Intensität und Auswirkung der radioaktiven Strahlung, von den ersten Tagen an bis über Jahre, Arbeiten am explodierten Reaktor und in der Umgebung durchführten. Ein Großteil der damals meist zwischen 20 und 30 Jahre alten "Liquidatoren" leidet unter vielfältigen Erkrankungen innerer Organe. Nach Schätzungen ukrainischer Behörden waren bereits im Jahr 1996 mehr als 15.000 Personen gestorben, eingeschlossen eine hohe Zahl von Selbstmorden. Prof. Edmund Lengfelder (*) geht sogar davon aus, dass bis 2006 50.000 - 100.000 Liquidatoren gestorben sind. In den Verlautbarungen der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA) ist dagegen meist nur von den 31 Kraftwerksarbeitern und Feuerwehrleuten die Rede, die in den ersten Tagen und Wochen tödliche Strahlendosen erhielten und davon, dass zwar durchaus "signifikante Gesundheitsstörungen" auftreten würden, diese aber nicht in Zusammenhang mit der Strahlung stünden.

Tschernobyl - Leben mit einer Tragödie
© Gerd Ludwig/VISUM
Tschernobyl - Leben mit einer Tragödie
© Rüdiger Lubricht