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Alien Sky
Barbora Kuklíková "Waiting for the UFO", 2005
40x50 cm, C-Print auf Alu-Dibond

Alien Sky

Slawomir Decyk » Gábor Kerekes » Barbora Kuklikova » Grzegorz Przyborek » Janek Simon » Lukasz Skapski » Miro Svolík »

Exhibition: 2 Jun – 2 Sep 2006

ZAK Gallery

Linienstr. 148
10115 Berlin

ZAK GALLERY

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10115 Berlin


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Weit draußen in den unerforschten Einöden eines total aus der Mode gekommenen Ausläufers des westlichen Spiralarms der Galaxis leuchtet unbeachtet eine kleine gelbe Sonne. Um sie kreist in einer Entfernung von ungefähr auchtundneunzig Millionen Meilen ein absolut unbedeutender, kleiner blaugrüner Planet, dessen vom Affen stammende Bioformen so erstaunlich primitiv sind, dass sie Digitaluhren noch immer für eine unwahrscheinlich tolle Erfindung halten. Douglas Adams "Per Anhalter durch die Galaxis" Eigen oder fremd? Jedes Lebewesen, unabhängig von seinem Willen, wird vom Schicksal in eine konkrete Zeit und an einen konkreten Ort versetzt. Diese Situation bestimmt sein Leben. Das Hier und Jetzt wird zum Mittelpunkt aller Erfahrungen und Wahrnehmungen. Seine Ausgangssituation dient im Leben eines Menschen als sein pied à terre, ein Ort, zu dem er gehört, der vertraut und bekannt ist und der die ideale Basis für eventuelle Reisen "nach draußen" bietet. Das Sicherheitsgefühl, das er weckt, ist auf der einen Seite ein Vorteil, andererseits aber auch nicht zu selten ein ärgerliches Hindernis, ein sprichwörtlicher Klotz am Bein. Dies verstärkt die so typisch menschliche Neugierde, und ruft das Verlangen hervor zu fliehen, fremde Orte kennen zu lernen, oder gar Welten. Die Befreiung von der Realität ist eines der Ziele der Künstler, die ihre Arbeiten in der Ausstellung "Alien Sky" in der Berliner Galerie Zak präsentieren. Eine der vollendetsten Formen von Realitätsflucht ist die Reise "ins All" oder "zum Himmel". Der Himmel, in physikalischem wie auch metaphysischem Sinne, hat seit jeher die Fantasie der Menschen beflügelt. Und Fantasie kennt bekanntlich keine Grenzen, was die Fotografien von Grzegorz Przyborek mit ihren seltsamen Alternativwelten hervorragend veranschaulichen. Przyborek, der gern betont, dass man "in eine Fotografie wie in ein Fenster hineingesogen wird", spielt bewusst mit den Sehgewohnheiten. Er verbindet bekannte Elemente zu beunruhigenden, neuen Systemen im Geiste Magrittes, in denen eine eigene Logik, oder eher Unlogik, herrscht. Die Selbstverständlichkeit des fotografischen Bildes scheint keinen Zweifel an der Existenz einer verewigten Realität zuzulassen, obwohl sie dem gesunden Menschenverstand widerspricht. Der einst so unerreichbare Himmel wird mit der Zeit erobert und erforscht, sowohl indirekt von der Erde aus als auch direkt durch die Raumfahrt. Wissenschaftliche Begeisterung wird in der Ausstellung "Alien Sky" unter anderem in der Arbeitsweise von Slawomir Decyk spürbar. Mithilfe beweglicher und mit kleinen Öffnungen versehener Scheiben, die sich langsam gegen den Uhrzeigersinn drehen, zeichnet er die Bewegung der Sonne auf Fotopapier. Jede Scheibe bewegt sich mit anderer Geschwindigkeit und vollendet so ihre Umdrehung innerhalb einer anderen Zeitspanne. So entstehen Jahres-, Monats-, Wochenscheiben. Dieser Effekt, die sogenannte "Zyklografie", ist jedoch fern jeder Wissenschaftlichkeit. Die fantastisch-abstrakten Formen erklären nichts, im Gegenteil - sie regen die Vorstellungskraft an. Zu romantischen Beobachtungen, aber niemals ohne die für den Künstler typische Ironie, lädt Lukasz Skapski ein. Mit der Begeisterung eines Erfinders und Rationalisators schafft er Geräte technisch unterschiedlicher Fortschrittlichkeit zur Unterstützung des menschlichen Sehens: Fernrohre, Brillen und eine Liege, die zwar keinerlei optische Erleichterung, dafür aber physischen Komfort bei der Himmelsbeobachtung bietet. Skapski treibt, wie Decyk, die in solchen Fällen typische Neugier, sei das nun Wissensdrang oder eine Form von Voyeurismus. Was können wir dank dieser Geräte sehen? Hypnotisierendes Blau in verschiedenen Schattierungen, ganz wie auf seinen Fotografien. Dieses Blau ist die vollkommene Leere, ein idealer Kontrapunkt zu der mit ablenkenden Details überfüllten, irdischen Realität. Darin zu versinken bietet die Möglichkeit, in einen Nicht-Zustand einzutreten und sich in eine geistige Immaterialität zu versenken, in der es keine Grenzen gibt und alles möglich ist. Die Einführung alternativer Perspektiven, die die bisherige Wahrnehmung der Wirklichkeit relativieren, schwächt nicht nur die antropo-, sondern auch die geozentrische Betrachtungsweise, und wirft zudem die Frage nach anderen Lebensformen im All auf. Letztere Hypothese visualisiert, vielleicht ungeduldig geworden vom sich hinziehenden Warten, Barbora Kuklíková in der Fotoserie "Waiting for the UFO", die das Erscheinen unidentifizierter Flugobjekte darstellt. Sollte es im Kosmos andere Bewohner geben, wie sieht dann die Erde aus ihrer Perspektive aus, wenn sie uns als Touristen, Ethnografen oder Kolonisatoren betrachten? Der Versuch, diese Frage zu beantworten, zwingt die privilegierte Position der eigenen Zivilisation aufzugeben. In diesem Falle verlieren selbst die offenkundigsten Aspekte des Alltags ihre "Durchsichtigkeit" und Natürlichkeit, und werden zu unverständlichen Konstellationen von Formen, die ihrer Entschlüsselung harren. Und so erweisen sich die aus Kreisen und Quadraten zusammengesetzten, abstrakten Bilder Gábor Kerekes' als erstaunlich geometrische Vogelperspektiven der Stadt Roswell in den USA, dem Ort der geheimnisvollen UFO-Katastrophe. "Wäre ich ein Außerirdischer würde ich hier landen!", sagt der Autor, überrascht von der Ähnlichkeit irdischer und kosmischer Gedanken. Auch Janek Simon schaut aus Distanz, mit den Augen eines Fremden, auf die Erde. Der Künstler geht weiter und verändert die Realität nach eigenen Vorlieben. Nichts ist für ihn selbstverständlich, nicht einmal (oder vielleicht gerade nicht) das Panorama des alten Krakaus. Die historische Vergangenheit der Stadt hindert Simon nicht daran, Krakaus Altstadt ein neues Gesicht zu geben. In der Videoinstallation "Departure" animiert er Kirchtürme, die als Raketen ins All starten. Die entstehende Landschaft, ist zugleich überraschend und fremd, wie die Oberfläche eines unbekannten Planeten. Monika Swica, Krakau 2006

Alien Sky
Slawomir Decyk "Cyklografia (D)", 2005
60x60 cm, C-Print, gerahmt vom Künstler

Alien Sky
Lukasz Skapski "Sky 1047", 2002
100x70 cm, C-Print auf Alu-Dibond