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Gewalt und Leidenschaft
Martin Mlecko
Detail aus Gewalt und Leidenschaft II
2003/2004
ditone print auf Büttenpapier
ca. 380 x 95 cm
Edition von 5

Martin Mlecko »

Gewalt und Leidenschaft

Exhibition: 23 Mar – 22 Apr 2006

Schauraum 1°

Chausseestr. 123
10115 Berlin

0170-8667889


www.mlecko.de/gewaltundleidenschaft

Tue-Sat 16-19 . april 4-22 by appt.

Mit einer Spezialkamera hat Martin Mlecko fünf Panoramabilder aufgenommen, die in ihren Anmutungen zwischen Film- und Theaterszenen angesiedelt sind, und für deren Realisierung großer personeller wie technischer Aufwand notwendig war. Mlecko nimmt bei diesem Projekt, unter Einsatz von allegorischen, symbolistischen und metaphorischen Elementen, eine narrative Autorenhaltung ein, um den Stand der Dinge in unserer westlichen Gesellschaft darzustellen. Wie bei all seinen Arbeiten, so handelt er auch hier im vollen Bewusstsein der ästhetischen Dimensionen, die uns durch Mode, Werbung und Kino als Massenkultur vermittelt werden, und gestaltet so eine aktuelle Monumentalfotografie im Geiste des Manierismus. Jedes der fünf Bilder repräsentiert einen eigenen Themenkomplex: Politik und Wirtschaft, Autoaggression, Familie, Medien, Medizin und körperliches Schönheitsideal. Mlecko hat hierfür in Berlin atmosphärisch prägnante Orte ausfindig gemacht und diese als Schauplätze seiner Inszenierungen genutzt. Motivzitate und mythisch-surreale Momente laden die dargestellten Figurenkonstellationen und Handlungen mit zusätzlichen Bedeutungsebenen auf. Als Fotoregisseur verschränkt er dabei die Statik einer malerischen und die Dynamik einer filmischen Darstellungsweise miteinander. Ständige Begleiter des jeweiligen Geschehens sind elfenhafte Fabelwesen, die wie übernatürliche Zeuginnen die Szenen des Welttheaters verfolgen. Genau wie eine Figur, die dem Alex aus Stanley Kubricks "A Clockwork Orange" zum Verwechseln ähnlich sieht: Als Zyniker und Sadist scheint er sich am Panoptikum unserer hochkulturellen Fehlleistungen hämisch zu erfreuen. Er und die Elfen weilen unter Söldnern des Neoliberalismus und Wegwerfhauptdarstellern der täglichen Talks und Soaps und wohnen dem ganz normalen Wahnsinn des kleinfamiliären Idylleversuchs bei. Sie stehen wenige Meter entfernt vom unbekannten Menschen, der mit einem Bündel letzter Habseligkeiten unterwegs ist oder in einen orangefarbenen Overall gesteckt wurde, und bleiben von Eitelkeit, Einsamkeit und Verzweiflung unberührt. Mit seinen traumähnlichen Inszenierungsmotiven zum Zustand unserer Kultur nimmt Martin Mlecko – als bekennender Romantiker und zugleich überzeugter Konzeptionalist – die alte Sehnsucht nach einer Welt- und Selbstvergewisserung durch Kunst ernst.