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Los Alamos
William Eggleston, ohne Titel, aus "Los Alamos", 1966-74, Dye Transfer Print, © Eggleston Artistic Trust, 2003

William Eggleston »

Los Alamos

Exhibition: 26 Jan – 24 Apr 2005

Albertina

Albertinaplatz 1
1010 Wien

+43 (0)1-534830


www.albertina.at

Mon-Sun 10-18, Wed 10-21

Los Alamos
William Eggleston, ohne Titel, aus "Los Alamos", 1966-74, Dye Transfer Print, © Eggleston Artistic Trust, 2003

William Eggleston, geboren 1939 in Memphis, Tennessee, zählt seit seiner Einzelausstellung im New Yorker Museum of Modern Art 1976 zu den bedeutendsten und einflussreichsten zeitgenössischen Fotografen.

Egglestons irritierender Beitrag bestand darin, erstmals bis dahin als unkünstlerisch und daher als nicht bildwürdig angesehene Motive – die ungeschminkte Wirklichkeit des amerikanischen (Konsum-)Alltags abseits des Glamours und Luxus – zu fotografieren und zugleich die unprätentiösen, in ihrer Bedeutungslosigkeit oft geradezu trivialen Sujets koloristisch zu überhöhen.

Zu dieser Zeit war die künstlerische Fotografie vor allem auf Schwarzweiß beschränkt. William Eggleston ist einer der ersten, der mithilfe der Farbe die Konvention sprengt. Er verwendete bei der Herstellung der Abzüge das sogenannte "Dye-Transfer-Verfahren", das vorwiegend in der Werbung Verwendung fand.

Diese Technik macht es möglich, einzelnen Farben eine ganz besondere Intensität und Sättigung zu verleihen. Damit wird ein geradezu malerisches Agieren für den Fotografen möglich, der die einzelnen Farbwerte genau festlegen kann. Diese Steigerung der Farbe und die damit einhergehende Verselbstständigung der einzelnen Farbtöne isolieren in "Los Alamos" Dinge und Menschen, zeigen sie in einem Zustand des Verlassenseins und der Leere, der Melancholie und Tristesse.

Die Handhabung der Kamera als "demokratische Kamera" (Eggleston) unterstreicht diesen Umstand: Der Fotograf verzichtet bei der Wahl des Bildausschnitts auf eine Wertung: Alles besitzt die gleiche Bildwürdigkeit, egal ob es sich etwa um Menschen, eine Ketchupflasche, desolate Markisen, ein Werbeschild, Pflanzen oder um ein verchromtes Autoteil handelt.

Los Alamos
William Eggleston, ohne Titel, aus "Los Alamos", 1966-74, Dye Transfer Print, © Eggleston Artistic Trust, 2003

Los Alamos
Bei seinen Streifzügen durch die Südstaaten fuhr William Eggleston einmal an Los Alamos vorbei, dem bewaldeten Gelände zur geheimen Entwicklung der Atombombe. "Weißt du, ich hätte selbst gern so ein Geheimlabor" vertraute der Fotograf seinem Begleiter an. "Los Alamos" wurde zum Titel und zur Chiffre für diesen monumentalen, insgesamt rund 2200 Fotografien umfassenden Zyklus, der in den Jahren 1966 bis 1974, im Zuge mehrerer Reisen durch die Südstaaten entstanden ist. Der Zyklus wird zum ersten Mal in Österreich gezeigt.

Stationen für diesen frühen und bahnbrechenden Werkkomplex im Schaffen von Eggleston waren New Orleans, Los Angeles, Las Vegas, vor allem aber die Umgebung seiner Heimatstadt Memphis. Auf manchen dieser Fahrten wurde Eggleston vom Kurator William Hopps und vom Schauspieler und Regisseur Dennis Hopper begleitet. Gleich einem fotografischen Roadmovie, geografisch ungebunden, ohne konkretes Ziel, hält William Eggleston in "Los Alamos" den amerikanischen Alltag fest. Viele der Fotografien wurden direkt aus dem fahrenden Auto aufgenommen. Die Arbeit ist dabei vordergründig frei von politischen Positionen. In der Zeit der Entstehung von "Los Alamos" beschäftigten Ereignisse wie der Vietnamkrieg, der Watergate-Skandal oder die erste Mondlandung die amerikanische Gesellschaft.

"Los Alamos" hätte ursprünglich als 20-teiliges Mappenwerk veröffentlicht werden sollen. Doch finanzielle Probleme sowie die Arbeit an anderen Projekten, wie der MoMA-Ausstellung 1976, verhinderten dies.

Lange waren die Negative von "Los Alamos" verschollen. Erst als vor einigen Jahren Egglestons künstlerisches Eigentum aufgrund einer massiven Steuerdrohung an einen Trust übergeben wurde, fand man die Negative. Daraufhin wurde der Dye-Transfer-Printer von William Eggleston beauftragt, Abzüge herzustellen. Dies war nur möglich, weil der Printer noch Material für die Herstellung von Dye-Transfer-Prints aufgehoben hatte.

Dieses spezielle Entwicklungsverfahren wurde 1947 von Kodak auf den Markt gebracht und in den 50er- und 60er-Jahren vor allem in der Werbung verwendet. Anfang der 90er-Jahre wurde das Dye-Transfer-Verfahren, das inzwischen technisch veraltet war, von Kodak vom Markt genommen.

Insgesamt wurden nur sechs Serien von "Los Alamos" hergestellt, die erste davon hat das Museum Ludwig in Köln angekauft. Die Ausstellung wurde vom Museum Ludwig, Köln, initiiert, aus dessen Besitz auch sämtliche Werke stammen.

Los Alamos
William Eggleston, ohne Titel, aus "Los Alamos", 1966-74, Dye Transfer Print, © Eggleston Artistic Trust, 2003