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Welt im Kopf
Edgar Leciejewski: Felix, 2013

Edgar Leciejewski »

Welt im Kopf

Exhibition: 9 Sep – 21 Oct 2017

Sat 9 Sep 16:00

Forum für Fotografie

Schönhauser Str. 8
50968 Köln
Wed-Fri 14-18 . Sat 12-18 . Sun 12-16

Forum für Fotografie

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50968 Köln

+49 (0)221-3401830


www.forum-fotografie.info

Wed-Fri 14-18 . Sat 12-18

Welt im Kopf
Edgar Leciejewski: Molina, 2014

Edgar Leciejewski "Welt im Kopf"

Ausstellung: 9. September bis 21. Oktober 2017
Vernissage: Samstag, 9. September, 16 Uhr

Anlässlich der Eröffnung am Samstag, dem 9. September findet um 16:30 Uhr ein Künstlergespräch zwischen Edgar Leciejewski und Gerard Goodrow statt.

Der Ausstellungstitel reflektiert weniger eine bestimmte künstlerische Betrachtungsweise, sondern die unablässige Herausforderung der Aussagekraft zeitgenössischer Fotografie. Ausgestattet mit einer soliden Grundskepsis gegenüber dem alten Versprechen der Fotografie, Realität unvermittelt abzubilden, stellt Leciejewskis Kunstpraxis das Medium immer wieder vor die Frage, welche Formen der Wahrheit noch ästhetisch vermittelbar sind.

Unter diesen kritisch-analytischen Vorzeichen steht auch seine Arbeit "Zwœlf", eine Reihe großformatiger Künstler-Porträts, in denen die Dargestellten in ihrer jeweiligen Arbeitskleidung gezeigt und im Werktitel mit Vornamen identifiziert werden. Die Detailgenauigkeit und Realistik, mit der die Farbaufnahmen jede Einzelheit der Porträtierten einfangen, erfahren eine irritierende und grenzüberschreitende Zuspitzung in der Verwendung der im Fotoporträt abgelichteten Kleidungsstücke als stoffliche Rahmenverkleidung. Damit wird die geschlossene fotografische Einheit zum haptisch erfahrbaren Objekt hin aufgebrochen und gestört. Die bereits in der Darstellung der Personen vermittelte Nähe intensiviert sich zur textil übertragenen Intimität.

Das wandfüllende, aus 77 ungerahmten Einzeltafeln bestehende Tableau stellt die mehr oder weniger bekannten Repräsentanten der aktuellen politischen Weltbühne zur Schau, wobei dem ein oder anderen der Dargestellten das Privileg des zweifachen Auftritts eingeräumt wird. Griff Leciejewski bei seiner Portraitreihe 'Zwœlf' noch auf Künstlerfreunde seiner Generation zurück, so schöpft er hier aus einem persönlichen Archiv von gesammelten Presseveröffentlichungen.

Liest man "A Circle Full of Ecstasy" zeilenweise, wird man sich der Sprichwörtlichkeit des Arbeitstitels gewahr. Sukzessive drehen sich die dargestellten Politiker um wenige Grade, so dass sich im Verlauf des Bildreigens eine kollektive Gesamtdrehung um 360° ergibt. Gleich der Mechanik einer Spieluhr scheinen die Bewegungen der roboterartigen Figuren zunehmend dem Automatismus einer blinden Maschinerie zu gehorchen. Bei eingehender Betrachtung stellt sich ein Gefühl der Entmenschlichung und Sinnentleerung ein. Der replizierte Grußgestus läuft Gefahr, in einer Leere zu erstarren. Der Kreis bricht auf, die ekstatische Verzückung kollabiert.

Welt im Kopf
Edgar Leciejewski: A Circle Full of Ecstasy, Daniel 2016

"Welt im Kopf" wäre unvollständig ohne einen kurzen Verweis auf "A Scene in a Library", die großformatige Fotografie eines Bücherregals. Zu sehen sind Bücher und Objekte ohne erkennbaren thematischen Bezug, die wie Inselgruppen und eher zufällig als einer strengen Ordnung gehorchend abgestellt sind. Nur zum Teil sind die Buchtitel identifizierbar, ansonsten sind sie verdeckt, verpackt oder durch den Eingriff des Künstlers unkenntlich gemacht, so als wollte er darauf hinweisen, dass es sich um seine unzugängliche Privatsphäre handelt. Konterkariert wird die Beiläufigkeit der Anordnung der Buchobjekte durch die Akzentuierung vor einem geschlossenen schwarzen (Regal-)Hintergrund, wodurch der Eindruck gesteigerter Bedeutsamkeit der zur Schau gestellten Einzelobjekte als kostbare Bestandteile eines konzentrierten Stilllebens erwächst. Leciejewskis bildlicher Hinweis auf für ihn prägende Publikationen zum Thema Fotografie könnte bedingt Manifestcharakter haben und als unvollständiges Selbstportrait gelesen werden. Das Werk stellt darüber hinaus auch eine Hommage an das Buch wie auch eine Reflektion über das künstlerische Wechselspiel von Buch und Fotografie dar.

Edgar Leciejewski, 1977 in Ost-Berlin geboren, siedelt 1986 um in die BRD, wo er sich in Köln zum Buchhändler ausbilden lässt und bis 2001 in dieser Branche tätig ist. 2001 legt er das Abitur am Abendgymnasium Köln ab und studiert im Anschluss Philosophie, Kunstgeschichte und Theaterwissenschaften an der Freien Universität Berlin (bis 2003). In dieser Zeit entstehen erste künstlerische Arbeiten, finden erste Ausstellungen statt. Von 2003 bis 2011 studiert Leciejewski an der Hochschule für Grafik und Buchkunst Leipzig in den Klassen von Timm Rautert, Christopher Muller und Peter Piller. 2011 erhält er den Meisterschülerabschluss.

Im Jahr 2010 verbringt er ein halbes Jahr am International Studio and Curatorial Program (ISCP) in New York als Stipendiat, und als "artist in residence" ist er mehrmals in Kanada. 2016 verbringt er drei Monate in Vietnam. Neben zahlreichen Ausstellungen im Inland- und Ausland steht eine umfangreiche Publikationstätigkeit des Künstlers.