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Blicke, die bleiben
Lotte Jacobi: Albert Einstein, Princeton 1938
© The Lotte Jacobi Collection, University of New Hampshire, USA

Blicke, die bleiben

Fotografische Porträts aus der Sammlung Fricke

Hans Christian Adam » Nomi Baumgartl » Christian Behnke » Sibylle Bergemann » Werner Bokelberg » Karl Wilhelm Boll » Harald Christes » Rosemarie Clausen » Edward S. Curtis » Hugo Erfurth » Franz Fischer » Bettina Flitner » Abe Frajndlich » Karsten Fricke » André Gelpke » Lotte Genzsch » Ralph Gibson » Horst Hahn » Jürgen Hebestreit » Udo Hesse » Rudolf Holtappel » Lotte Jacobi » Wilfried Kaute » Fritz Kempe » Birgit Kleber » Robert Lebeck » Achim Lippoth » Mary Ellen Mark » Lotte Meitner-Graf » Stefan Moses » Loredana Nemes » José Ortiz Echagüe » Helga Paris » Engelbert Reineke » Evelyn Richter » Anton Sahm » August Sander » Jan Saudek » Wilhelm Schürmann » Walter Schels » Toni Schneiders » Gesa Simons » Frank Eugene Smith » Michael Spencer » Edward Steichen » Liselotte Strelow » Ulrich Tillmann » Ulrich Weichert »

Exhibition: 21 Oct 2017 – 14 Jan 2018

Fri 20 Oct 19:00

Suermondt-Ludwig-Museum

Wilhelmstr. 18
52070 Aachen

+49 (0)241-47980-40


www.suermondt-ludwig-museum.de

Tue-Sun 10-17

Blicke, die bleiben
Ralph Gibson: Ohne Titel, 1981
© Ralph Gibson

Blicke, die bleiben
Fotografische Porträts aus der Sammlung Fricke

Ausstellung: 21. Oktober 2017 bis 14. Januar 2018

Seit der Erfindung der Fotografie im 19. Jahrhundert ist das Porträt eines ihrer großen Themen. Mit rund 100 eindrucksvollen, vorwiegend Schwarzweiß-Fotografien bietet die Ausstellung eine spannende Zeitreise durch die Entwicklung der Porträtfotografie von 1898 bis 2017. Aufnahmen von unbekannten Individuen treten in den Dialog mit berühmten Gesichtern.

Wurde zunächst der Malerei alleine die Fähigkeit zugesprochen, die verschiedenen Facetten eines Menschen im Bild zusammenzuführen, hat die Fotografie die Malerei auf diesem Feld rasch beerbt. Zwar suchten die Fotografen im ausgehenden 19. und beginnenden 20. Jahrhundert ihre künstlerische Legitimation noch in "malerisch" anmutenden Aufnahmen zur Verschleierung des technischen Vorgangs, doch erkannten andere wie Edward Curtis oder José Ortiz Echagüe die enormen Chancen des neuen Mediums und hielten in umfangreichen Fotoserien das kulturelle Erbe ihrer Länder fest. Ihre Aufnahmen, die zu den frühesten der Ausstellung gehören, berühren durch ihre ästhetische Kraft wie auch den eindringlich dokumentarischen Charakter. In Deutschland schuf August Sander mit dem konzeptuellen Anspruch einer repräsentativen Gesellschaftsdarstellung seine epochemachende Porträtserie vom Menschen in ihrem Arbeits- und Lebensumfeld.

Die fotografische Avantgarde der 1920er und 30er Jahre setzte dann neue ästhetische und konzeptuelle Maßstäbe. Den Arbeiten Lotte Jacobis widmet die Ausstellung ein vergleichsweise umfangreiches Kapitel. Ihr gelingen zunächst in Berlin und später in den USA meisterliche Porträts, die individuelle Momente durch eine mitunter ungewöhnliche Bildsprache hervorheben. Jacobis Aufnahme von Albert Einstein in der Lederjacke (1938) wurde vom Magazin LIFE für die Veröffentlichung mit der Begründung abgelehnt, die unkonventionelle Darstellung sei für den berühmten Physiker und Nobelpreisträger nicht angemessen. Heute zählt sie zu den bekanntesten Bildern von Einstein. Auch bei ihren Schauspielerporträts folgte Jacobi Prinzipien, die später Susan Sonntag auf den Punkt brachte: "Der richtige Augenblick zur Betätigung des Auslösers ist gekommen, wenn man ein Objekt auf eine neue Weise sieht". Mit seinen außergewöhnlich inszenierten Bildniszyklen markiert später auch Stefan Moses einen Wendepunkt in der klassischen Porträtfotografie.

Blicke, die bleiben
Robert Lebeck: Romy Schneider, Berlin 1976
© Cordula Lebeck

Robert Lebecks eindringliche Porträts von Romy Schneider entstanden im Auftrag großer Magazine. Dennoch sind sie weniger dem schnelllebigen Fotojournalismus verpflichtet als vielmehr Ausdruck des Vertrauens und der gegenseitigen Wertschätzung zwischen dem Fotografen und der Schauspielerin.

Die Ausstellung zeigt aber auch, dass die Idealisierung des Modells und der Anspruch gesellschaftlicher Repräsentation als Darstellungsform der Porträtfotografie weiterhin bestehen bleiben.

Und vom Bestreben der Porträtierten, dem Betrachter etwas über sich mitzuteilen, zeugen jene Aufnahmen, die im öffentlichen Raum den einzelnen Menschen als Typus mit all seinen Eigenschaften zwischen skurril und charismatisch zeigen. In diesem Sinne besitzen auch so unterschiedliche Arbeiten wie die von Bettina Flitner und Wilhelm Schürmann einen gemeinsamen Nenner. Auch wenn im fotografischen Porträt das Individuum im Fokus steht, ist es stets auch Ausdruck kollektiver und kultureller Momente, im Sinne der bei Novalis entliehenen Feststellung: "Jeder Mensch ist eine kleine Gesellschaft".

Zur Ausstellung ist die Publikation "Blicke, die bleiben – Fotografische Porträts aus der Sammlung Fricke", Aachen 2017, erschienen (24 Euro).

Die ausgestellten Arbeiten sind eine Dauerleihgabe der Sammlung Fricke im Suermondt-Ludwig-Museum.

Blicke, die bleiben
Nomi Baumgartl: The Naturalist’s Eye, Andreas Feininger, New Milford 1989
© Nomi Baumgartl
Blicke, die bleiben
Lotte Jacobi
Die Schauspielerin Lotte Lenya, Berlin 1928
© The Lotte Jacobi Collection, University of New Hampshire, USA
Blicke, die bleiben
Wilhelm Schürmann
Plaza, Aachen 1973
© Wilhelm Schürmann
Blicke, die bleiben
Engelbert Reineke
Willy Brandt, 1976
© Engelbert Reineke